Launing Kapitel 1/5

Roberta war schon da und hatte sich auch schon auf ihrem Platz ausgebreitet.

„Nur weil ich schwarz bin“, antwortete sie automatisch.

Jeder brauchte sein Begrüßungsritual.

Dummerweise war Henry auch schon anwesend. Er war bestimmt kein schlechter Mensch, aber was Intelligenz anging so war er nicht gerade einer der Größten. 

Auf seinem Kopf hatte er immer noch ein typisch schief sitzendes Basecap und seine Hose hing gewollt tief.

„Redest du mit mir? Ich sehe hier sonst keinen.“, gab er mit betont coolem Gehabe von sich.

„Dein Held ist also ein geistesgestörter Taxifahrer?“

Ihre Stimme war noch etwas außer Atem, so dass die Erwiderung gerade im richtigen gehauchten Ton herauskam.

Dem Gesichtsausdruck nach zu urteilen den er nun zeigte, hatte er keine Ahnung von was die Rede war. Sie hatte den Film nicht gesehen, aber es war immer wieder praktisch einen großen Bruder zu haben.

Sie nahm neben Roberta, die es nicht leiden konnte Berta genannt zu werden, Platz, packte alles was für die kommende Stunde gebraucht wurde auf den Platz und wartete dann darauf dass alle anderen langsam eintrafen und der Unterricht beginnen konnte.

Dieses Deutsch war einfach nicht ihr Freund. Gestelzt und übertrieben schwafelten die Männer in der Geschichte herum.

So gewiß
Ist Nathan seiner Sache? Ha! das nenn
Ich einen Weisen! Nie die Wahrheit zu
Verhehlen! für sie alles auf das Spiel
Zu setzen! Leib und Leben! Gut und Blut!

Bei dem Gedanken, dass irgendwann einmal die Menschen wirklich so geredet haben sollen wurde ihr jedes Mal übel. Dieser Saladin meinte damit doch nichts anderes als das Nathan sich ziemlich sicher war, fast ein Aufschneider. Oder meinte er das was er sagte ehrlich? Diese ganzen Bücher waren ihr einfach nichts.

Mit Grauen dachte sie an Homo Faber zurück. Ein alter Mann, der scharf auf seine Tochter ist, die natürlich von einer Schlange gebissen wird und stirbt. Er selber stirbt natürlich auch am Ende des Buches.

Eine wunderbare Parabel über Schicksal. Frau Nuckenbaum hatte sie damals darüber aufgeklärt, dass es um die Kritik an dem auf die Technik fixierten Menschen ging, der in den fünfziger Jahren so verbreitet war.

Da waren noch nicht mal ihre Eltern geboren.

Sie hatte in damals eine vier bekommen. Mittlerweile war sie auf einer stabilen drei gelandet. Wie wäre es zur Abwechslung mal mit einer weiblichen Hauptfigur, die nicht stirbt oder den Helden ach so große Schmach bereitet. Antigone, Emilia Galotti, alle tot. Aber Hip Hop war ja so frauenfeindlich.

Englisch war dann schon einfacher, Text lesen, wiedergeben, raten was der jeweilige Schriftsteller vielleicht gemeint hatte, beziehungsweise seine Schlussfolgerung im fließenden Englisch begründen ohne in Denglisch zu verfallen. Übersetzen. Schlicht und einfach. Und die ganze Zeit in der Sprache bleiben. Sie waren gerade dabei verschiedene Liedertexte zu nehmen.

Da sie nicht viel Musik hörte, hatte sie sich von Roberta beraten lassen und sich für „Lucy in the Sky with Diamonds“ von den Beatles entschieden.

Sie fand die Idee lustig, dass Kindergekritzel eine Diskussion über Drogen auslösen kann.

Zum Mittag gab es Gemüseeintopf mit Pudding als Nachtisch. Zusammen mit Roberta, Lydia, Gunter und Leonardo hatte sie sich an einem der großen Tische platziert.

Sie hatten eine Präsentation für Geschichte über Bismarck auszuarbeiten und hatten die Chance genutzt sich jetzt darüber auszutauschen, da sie es den Rest der Woche schlicht nicht hinbekommen hatten ihr Interesse darauf zu lenken. Besonders wichtig war es Leo dazu zu kriegen sich aktiv zu beteiligen, da er sich zu Recht den Ruf erworben hatte, andere für sich zu arbeiten.

Gunter hatte als sein bester Kumpel gerade begonnen ihn zu bearbeiten, danach wäre Roberta dran, dann wieder Gunter und dann sie selber, sie hatten das ganze mehr oder weniger in wenigen Minuten geplant, da niemand die geringste Lust hatte ihn mit durch zu schleppen, als Andrea am Tisch auftauchte.

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Launing
die Geschichte einer Verwandlung

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