Montag, 13. Februar 2012

Tauchgang

Tiefer und tiefer sank er dem Meeresboden entgegen.
Nur noch ein paar hundert Meter und er würde der erste Mensch sein, der auf dem Grund des Ozeans seinen Fuß setzen würde.

Der Anzug hielt. Beruhigend surrten die Schaltkreise in seinen Ohren.
Das Sicherungsseil an seinem Rücken hielt und der Antrieb funktionierte einwandfrei
Knapp 12 Tausend Meter war er tief.
Die Dunkelheit der Meere umschloss ihn voller Verheißungen.
An das Flirren vor seinen Augen hatte er sich gewöhnt. Das war Teil des Trainings gewesen.
Die hellen Punkte vor seinen Augen waren ein Zeichen des Drucks dem er ausgesetzt war.
Es war eigentlich wie in seiner Kindheit, wo man seine Augen immer so fest mit den Fingern drückte bis man kurz blind wurde, dafür aber die unglaublichsten Farbspiele beobachten konnte.
Wenn ihm die Punkte zu viel wurden konzentrierte er sich auf das Display in seiner Brille wo seine Tiefe und die Uhrzeit angezeigt wurden.
Die Anzeigen waren so konfiguriert, dass er keine Phantombilder sah wenn er seinen Blick wieder der schwarzen Tiefe zuwendete.
Sein Magen war seit den letzten tausend Metern unruhig gewesen.
Die Aufregung niederzukämpfen war eine Aufgabe für sich.
Der Tauchgang als solches dauerte keine Stunde.
Als Vorbereitung musste er mehrere Tage in kompletter Dunkelheit verbringen, wo ihn die weißen Punkte vor den Augen immer begleiteten.
Sie ließen nach. Formten Bilder die er kannte. Lösten sich wieder auf.
Wenn er wollte konnte er sie Formen annehmen lassen wie er wollte
Der zuständige Psychologe nannte es kontrollierte Halluzinationen
Laut den Anzeigen war er fast da.
Alles war perfekt. Doch etwas beunruhigte ihn.
Die Punkte vor seinen Augen ließen nicht nach. Sie verbanden sich und bildeten Konstruktionen und Bilder die er nicht kannte.
Das waren nicht seine Punkte.
Er bewegte seine Augen hin und her um zu überprüfen ob sich die Punkte wie sonst mit den Pupillen bewegten.
Sie blieben an ihrer Stelle.
Etwas traf ihn am Bein.
Dort wo das Rettungsseil an seinem Rücken befestigt war rüttelte es.
Die Punkte vor seinen Augen verbanden sich zu einem Stern.
Er war kein U- Boot und er war schwach.
War er ein Fremdkörper und sie die Antikörper.
Sie würden ihn zerfetzen, nichts von ihm übriglassen.
Das war ein Erstkontakt, aber anders als beschrieben oder erwartet. Der zweite Kontakt würde genauso verlaufen, bis man davon ablassen würde im Dunkeln zu stöbern.
Seit die Erde abkühlte und Leben ermöglichte, waren sie unter sich geblieben und sie wollten nichts daran ändern.
Das Leben hier unten möglich war hatte keiner je wirklich angenommen.
Wenn überhaupt dann nur Mikroben, die nicht wirklich gefährlich waren, geschweige denn ein kollektives Bewusstsein besaßen.
Eine falsche Annahme, die ihm nun zum Verhängnis wurde.
Oder war er Futter?
Das einzige was er wollte war die Sonne sehen.
Das Seil war gekappt.
Der Antrieb beförderte ihn stetig und gleichmäßig weiter in die Tiefe.
Er würde hier unten sterben.
Die Punkte verbanden sich zu immer wieder neuen Konstellationen von Spiralen und Netzwerken die wie Schneeflocken aussahen.
Immer wieder schnellten sie auf ihn zu.
Das Leuchten vor seinen Augen wurde größer und war schließlich überall.
Starb er gerade oder war es der Schwarm der ihn verschlang?



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