Freitag, 28. Januar 2011

Launing Kapitel 2/5

Das einzige was sie wahrnahm war sein Gesicht das sich dem ihren näherte. Sie schloss ihre Augen, öffnete ihren Mund um den seinen willkommen zu heißen. Alles war schön und verschwommen. Noch durch die geschlossenen Augenlieder meinte sie sein Gesicht sehen zu können. Dann verspürte sie ein Stechen im Hals, als ob etwas eindrang. Schlagartig waren ihre Augen wieder geöffnet. Der Typ hing ihr am Hals. Er hatte hineingebissen. Wie war sein Name? Sie wollten seinen Namen rufen, damit er aufhörten, aber er hatte ihn nicht genannt. Die ganze Zeit nicht.
Sie versuchte ihn von sich zu pressen, doch er hielt sie nur weiter fest, Panik kam in ihr auf, die sie sofort zu unterdrücken verstand, das alles hatte sie schon mal geübt. Da bemerkte sie etwas Schweres in ihrer Hosentasche. Maxis Messer. Fast selbstständig holte ihre Hand das Messer aus der Hose, ließ es aufschnappen und stieß es mit voller Wucht dem Angreifer in den Rücken. Brüllend bäumte er sich auf. Die Wand als stabilen Rückhalt nutzend trat sie ihm in den nun wunderbar freiliegenden Bauch worauf er brutal auf dem Rücken landete. Ohne weitere Zeit zu vergeuden ging sie mit einem zackigem Schwenk nach rechts zurück in Richtung Eingang. Aber der Typ hatte anscheinend seine Lektion noch nicht gelernt. In Windeseile hatte er sich wieder aufgerappelt und war hinter ihr her. Seine Hand fiel fest auf ihre linke Schulter und hielt sie wie ein Schraubstock fest.
Automatisch ergriff sie seine Hand und warf ihn über ihre Schulter. Den Arm hielt sie fest, drehte ihn bis kurz vor dem Ausrenken und hielt seine Kehle mit ihrem Fuß fixiert. Panisch schauten sie seine nun überhaupt nicht mehr betörenden Augen an. Mit einem kurzen wohldosierten Tritt gegen den Kopf machte sie ihn endgültig kampfunfähig.
Mit einem kurzen müden „Reiß dich alter“ ließ sie von ihm ab und ging wieder zurück in die Disco. Damit keiner sah was an ihrem Hals geschehen war, klappte sie die Kapuze hoch. Ihr gesamter Körper war angespannt und darauf eingestellt einen Angriff abzuwehren, egal von welcher Seite er auch kam. Das Messer war wie von selbst wieder zusammengeklappt in ihrer Tasche verschwunden. Hoffentlich klebte kein Blut dran.
Als nächstes ging sie auf die Toilette. Dann holte sie ihr Handy heraus und rief ihre Eltern an. Ihr Vater war am Telefon und willigte etwas verwundert, aber ohne Umschweife ein sie abzuholen. Als aus der Toilette heraus zu der Tanzfläche ging blieb sie kurz in der Tür stehen und ließ den Blick durch den Raum schweifen. Angestrengt versuchte sie sich an das Gesicht des Angreifers zu erinnern, doch es wollte ihr nicht wieder einfallen. Nachdem sie sich sicher war, dass niemand in der näheren Umgebung sich auf sie stürzen würde ging sie geradewegs auf das Tor zu.
Dort stand irgendjemand den sie flüchtig kannte, den sie in irgendein Gespräch verwickelte das sich um irgendetwas aus der Schule drehte.
Schließlich kam ihr Vater mit einem aufgesetzt strengen Blick durch das Tor. Sie verabschiedete sich mit aufgesetzter Verwirrtheit von ihrem Gesprächspartner, dessen Namen sie sich nie wirklich merkte und machte sich mit ihrem Vater auf den Weg zum Auto.
Er konnte es sich nicht verkneifen kurz jemanden darauf anzusprechen, dass das Bier dass er gerade trank Tiere sterben mussten. Gestern wäre ihr das unangenehm gewesen, jetzt wusste sie, dass diese Schlagfertigkeit sie vor schlimmeren bewahrt hatte.
Ohne Worte, aber mit einem prüfenden Blick in ihre Richtung setzte er sich an das Steuer und fuhr los. Mit lässigem Blick aus dem Fenster, jedoch mit geschärfter Aufmerksamkeit sah sie die Scheune an sich vorbeiziehen und Häuser wandern. Heiß pulsierte ihr Hals unter der Kapuze.
Ihren ersten Kuss hatte sie von einem Psycho bekommen. Das war mehr als deprimierend. Dabei war es noch nicht einmal ein richtiger Kuss gewesen. Jedenfalls nicht für sie.
„Und wie war es?“ kam es von links.
„Ach ich weiß nicht, komische Musik, komische Leute, vor allem komische Kerle.“
Wenn sie ihren Eltern davon erzählen würde, wäre das nächste Mal dass sie in die Disco darf weit nach ihrem achtzehnten Geburtstag.
„Das war einfach nichts für mich. Rumstehen oder Zappeln oder Sitzen. Vielleicht warte ich noch ein paar Jahre und gehe dann in der Stadt weg.“
„Wenn du das für richtig hältst.“
Der betont beiläufige Ton konnte über seine Erleichterung nicht hinwegtäuschen. Sie war doch Papas Prinzessin. Das Küken auf das aufgepasst werden musste.
„Vielleicht! Ich habe vielleicht gesagt.“

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Launing
die Geschichte einer Verwandlung

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