Dienstag, 21. Juni 2011

Launing Kapitel 4/3

Urplötzlich stieg ihr der Geruch ihres eigenen Schweißes in die Nase, gemischt mit dem ihres Regelblutes. Ruckartig drehte sie sich an der Schwelle ihrer Zimmers wieder um und begab sich zügig in das Bad. Ohne wirklich auf Ordnung zu achten warf sie ihre Sachen in die nächste Ecke und entledigte sich des Tampons, der schon fast vollgesogen war. Entgegen ihrer Neigung stellte sie das Wasser auf warm und ließ sich berieseln.
Der fehlende Schlaf und die auslaugenden Erlebnisse der letzten beiden Tage ließen sie wie in Trance die Wasserstrahlen betrachten die auf ihre Hände und Schultern fielen und von da herunter perlten.
Ein leichtes Schwindelgefühl erfasste sie, wodurch sie noch viel  mehr die Wärme des Wassers genoss. Am liebsten wäre es ihr gewesen einfach nur irgendwo in stille Tiefen zu versinken, eingehüllt in einen Kokon aus warmen Wassern der alles Negative einfach aufsaugte.
Plötzlich hämmerte es an der Tür.
„Bist du schon ertrunken?“ schallte die Stimme ihres Vaters durch die Tür.
„Werd mal fertig, das kostet alles Geld!“ fuhr er fort.
Völlig verdattert stellte sie das Wasser ab und gab zu verstehen, dass sie fertig sei. Wie sehr ihr die Zeit entglitten war merkte sie an ihren runzligen Fingern und Füßen.
Um trockener Haut vorzubeugen cremte sie sich sofort überall ein. Jeder hatte seine kleinen Macken was den Körper betraf. Ihr Vater hatte sich noch nie gekämmt, ihre Mutter achtete penibel auf saubere Fingernägel, Maxi hatte immer wieder Angst zu dick zu werden und sie fand nichts widerlicher als raue Haut
Eine ganze halbe Stunde war sie unter der Dusche gewesen, doppelt so lange wie üblich.
Das Schwindelgefühl war noch da, aber sie zwang sich dazu sich eine Beschäftigung zu suchen um nicht den ganzen Tag zu vertrödeln oder zu verschlafen.
 Am Ende würde sie nachts nicht schlafen können und nur an die Decke starren und sich mit unangenehmen Gedanken beschäftigen.
Da ihr nichts anderes einfiel holte sie ihre Mappe vom Schreibtisch und begann sich den ganzen Kram in den Kopf zu hämmern mit dem sie sich nach Meinung der Schule zu beschäftigen hatte.
Der Spruch „Nicht für die Schule lernt man, sondern für das Leben“ hatte für sie schon die Bedeutung eines Running Gags, aber es half vielleicht sich von diesen elenden Unterleibsschmerzen abzulenken, die sich jetzt wieder bemerkbar machten.
 Um nicht der Verführung zu erliegen sich einfach mal kurz hinzulegen, setzte sie sich unten im Wohnzimmer an den großen Tisch.
 Automatisch wurde von ihrer Mutter eine große Tasse Tee gebracht, diesmal mit Honig.
Die Sonne schien unangenehm durch die Verandatür, was durch das herunter lassen der Bambusjalousie unterbunden wurde.
Erdkunde und Deutsch wurden zu den Favoriten erklärt, schlicht aus dem Grund, weil sie sich die letzten Tage wiederholt darum gedrückt hatte und etwas Schlimmeres als eine drei wollte sie auf ihrem Zeugnis nicht sehen.
Es war gegen drei Uhr, als sie sich gerade ein paar Stullen schmierte um dem penetranten Hungergefühl entgegen zu wirken, als auch Maxi mit seinen Schulsachen herunter kam und sich mit an den Tisch setzte.
 Er war noch etwas zerknirscht, da er vorhin mit jemand telefoniert hatte, der anscheinend weniger von ihm wollte als umgekehrt. Der männliche Teenager war anscheinend unter Druck. Seine letzte Beziehung bzw. das was er sich unter einer Beziehung vorstellte war jetzt knapp ein halbes Jahr her. Für ihn eine ungewöhnlich lange Zeit, aber im Durchschnitt dauerten sie bei ihm auch nicht länger als drei Monate, weil er sich ab dem Zeitpunkt ja Mühe geben musste. Das waren keine Hirngespinste einer kleinen Schwester, das hatte er selbst einmal so am Essenstisch der Familie erklärt. Praktischerweise war zu dem Zeitpunkt ihre Großmutter anwesend. Christlich wie die alte Dame war hatte sie ihm eine Standpauke über Moral gehalten, worauf er entgegnete, dass er sich bei der richtigen schon Mühe geben würde.
Ihn so zu sehen machte ihr schon eine etwas bessere Laune. Das war vielleicht hämisch, aber Schadenfreude war immer noch die schönste Freude. Die verflog jedoch als ihr der ungeliebte Nathan der Weise aus dem Hefter begegnet. Schon fast zermürbt grummelte sie leise warum ihr der Lehrer damit auf die Nerven ging.

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Launing
die Geschichte einer Verwandlung

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