Donnerstag, 21. April 2011

Launing Kapitel 3/4

„Wie kommst du auf diese Idee mit der Beschreibung? Das was ich von den anderen Vätern mitbekomme so raten sie ihren Töchtern Feuer zu rufen.“
„Dein Onkel Thorsten war in seinem früheren Leben Polizist, aber darauf sprichst du ihn nicht an.“
Darauf prosteten sie sich ein letztes Mal zu, die Flasche wurde verstaut und sie gingen aus der Küche in den Flur wo ihnen ihre Mutter mit einem Wäschekorb und einem kritischen Blick entgegen kam.
Ihre Eltern nickten sich kurz mit einem verschwörerischen Unterton zu und er machte zwei Zeichen mit der Hand die sie nicht entziffern konnte. Es gab keinen Kommentar darüber, dass die eine Hälfte des Haushaltes bereits weit vor acht Uhr abends mehrere Mengen harten Alkohol zu sich genommen hatte. Normalerweise würde ihre Mutter ihn in eine Unterhaltung über die Haushaltsführung verwickeln, was meistens darauf hinauslief, dass er sich um das Essenmachen drückte.
Sie war gerade wieder in der Küche gegangen um ihren Kater zu füttern und verputzte selber gerade den dritten Müsliriegel in Folge als Maxi, noch halbblind, herein getapst kam um sich einen Kaffee zu machen. Das bedeutete, dass es gegen Mittag sein musste.
„Du weißt, dass die Zwischenmahlzeiten den Speckring füttern?“
Seine Eigenschaft selbst im Halbbewusstsein noch dumme Kommentare von sich zu geben hatte schon etwas Bewundernswertes.
„Papa hat mit mir ein Männergespräch geführt.“
„Geil. Hat er die Geschichte mit dem Vietnamesen erzählt?“
„Nein.“
„Die mit dem Schrank?“
„Nein, die mit der Schießerei.“
Die folgenden schweigsamen Sekunden waren gefüllt mit stillen Überlegungen, um was für einen Menschen es sich bei ihrem Vater eigentlich handelte und wie er seine Jugend verbracht hatte.
„Komme er nicht auf die Idee sich ein zu reichhaltig Essen zu machen, da wir in einer Stunde dinieren“, schallte es aus dem Wohnzimmer.
„Ja Mutter“, krächzte es zurück
Das Telefon machte sich mit einem elend elektronisch klingenden Ton bemerkbar. Die Wahrscheinlichkeit dass Klein-Maxi sich zu dieser unmöglichen Tageszeit von halb zwölf  dazu herablassen würde das elende Ding zu bedienen war eher gering. Stoisch stand er neben dem Wasserkocher und wartete darauf, dass das Wasser für sein braunes Wundergetränk fertig wurde. In solchen Dingen war er unnachgiebig, schließlich gab es ja einen Anrufbeantworter. Der abgesägten Freundin konnte man nachher immer noch erzählen, dass die bösen Eltern die Nachricht gelöscht hatten, da sie ja bibeltreue Christen waren die Sex vor der Ehe verteufelten. Sollte einer seiner Kumpels dran sein konnte er immer noch herbeispringen.
Sie war da mehr von der ehrlichen Art, was sie jedoch sofort bereute als ihr Roberta aus dem Hörer entgegen brüllte
„Ey du hast so einen Stein bei mir im Brett. Er hat mich geküsst. Er hat mich endlich geküsst.“
Super, ein Mädchengespräch und das nach einem Männergespräch.
„Das ist toll, wirklich toll.“
Wie sehr sie sich wünschte gestern ein Arschloch gewesen zu sein und sich an Gunter herangemacht zu haben. Sie waren sich nicht unsympathisch gewesen und wenn sie sich Montag über den Weg laufen würden, würde er wahrscheinlich sehr sachlich mit ihr umgehen. Was viel deprimierender war, war die Tatsache, dass sie gezwungen war mit ihrer besten Freundin, die sonst durch ihr selbstbewusstes Auftreten aufgefallen war, eine kichernde Unterhaltung zu führen; zu einem Zeitpunkt wo sie eher Lust auf Holzhacken hatte.
Hinzu kam, dass der Likör sich bemerkbar machte. Sie war wach und doch schläfrig. Wie war man überhaupt auf die Idee gekommen vergammelten Fruchtsaft zu trinken? Eine alte Dokumentation aus dem Fernsehen erschien vor ihren inneren Auge, wo sich Tiere in der Wüste jedes Jahr trafen um vergammelte Früchte aßen, einfach nur um besoffen zu werden.
„Ja oder, Didi hat erzählt, das du auch einen abgegriffen hast. Erzähl doch mal“
Lass mich alleine leg auf ratterte es ihr in einer Endlosschleife durch den Kopf.

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Launing
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