Montag, 28. März 2011

Launing Kapitel 3/3

„Und du hast gestern wirklich nur Bier getrunken?“
„Ja verdammt.“
„Lass mein Mädel in Ruhe, die Woche war vielleicht wirklich einfach anstrengend.“
Das war eine der guten Seiten wenn ihre Mutter das lange Wochenende hatte, sie war viel entspannter.
Essen. Verstimmt näherte sie sich dem Kühlschrank um etwas Brauchbares zu einem verspäteten Frühstück zu verwerten. Als sie sich wieder umdrehte war ihre Mutter verschwunden und ihr Vater stellte zwei kleine Gläser neben eine Flasche mit Kräuterlikör.
„Du darfst das noch nicht trinken, du bist unter achtzehn“, sagte er und zeigte mit seinem Zeigefinger auf den Stuhl ihm gegenüber.
„Was soll das werden?“ fragte sie mit Wurst und Marmelade in der Hand.
„Wir führen jetzt das was man im Allgemeinen ein Männergespräch nennt. Setzen.“
Der Ton ließ keine Diskussion zu und die Situation war viel zu skurril für sie als dass sie irgendwelche Widerworte gab. Der Brotbelag wurde mit auf den Tisch gestellt und das „Männergespräch“ begann.
„Und bevor ich jetzt die Frage stelle die mir auf den Nägeln brennt lass mich etwas monologisieren. Als dein Vater bin ich nicht nur daran interessiert an deinem Wohlergehen, ich habe auch ein paar Monate mehr auf dem Buckel als du und somit auch ein bisschen mehr Erfahrung. Trink.“
Das witzige war verschwunden und hatte etwas prüfenden in seinem Gehabe den Platz überlassen.
Mit einem Schluck stürzte sie sich den Likör die Kehle runter. Sie hatte schon oft dabei zugesehen wie man das machte und kam sich nun etwas albern dabei vor wie sie die Bewegung nachahmte. Er schmeckte angenehm süß und brannte gleichzeitig unbarmherzig in der Kehle. Nach dem typischen Stürzen kam nun das typische Schütteln des ganzen Körpers.
Er goss ihr nach.
„Ein kleines Beispiel. Damals als ich noch jung und gutaussehend war, bin ich mit meinen Jungs um die Häuser gezogen. Wir treffen nach ein paar Runden Schnaps und Bier diese andere Truppe. Der eine Typ aus der anderen Truppe hatte mal was mit der Freundin von einem meiner Kumpel gehabt. Ich könnte jetzt sagen dass er Russe war aber die Wahrheit ist, dass er voller als der Rest war und die Situation deswegen eskalierte. Der Typ zieht ‘ne Waffe und schießt meinen Kumpel an. Seine Kumpel, auch alles Russen, hatten ihn in Null Komma Nichts entwaffnet und wir einen Abend Freibier. Worauf will ich hinaus? Und dein Glas muss gelehrt werden.“
Er hatte schon doppelt so viel wie sie intus. Verblüfft verschlang sie den Rest der Brote.
„Mir ist mit Sicherheit mehr Scheiße passiert als dir und das wird sich bis zu meinem Tod nicht ändern, denn ich habe einen ordentlichen Vorsprung. Heißt um mich zu schocken muss schon was sehr ausgefallenes passieren. Du hast gestern alles andere als in Ordnung ausgesehen. Also sag mir jetzt was passiert ist.“
Klar und stechend schaute er ihr entgegen. Normalerweise hatte er etwas Schalkhaftes an sich wenn er den Zeigefinger hob, aber jetzt war da nichts als purer Ernst der ihr entgegen schlug. Sie lehrte das Glas.
„Da war ein Arschloch“, begann sie fast vorsichtig „ein blödes Arschloch, aber ich bin mit ihm fertig geworden. Danach habe ich gleich hier angerufen.“
„Und das war alles?“
Die Gläser füllten sich.
„Er hat mich in den Hals gebissen, ich dachte er wollte mich küssen, aber es kam dann anders.“
Auf diese trockene Beschreibung antwortete er mit einem schiefen Lächeln, das in keinster Weise Humor ausstrahlte
„Na Klasse, das wird irgend so ein Gothic- Spinner gewesen sein.
Um gleich auf den Punkt zu kommen; das wird nicht das letzte Arschloch sein das dir begegnet. Die Welt ist voll mit allen möglichen Arten davon. Wenn dir noch einmal so eine Scheiße passiert, dann will ich dass du dich danach sofort hinsetzt und alles aufschreibst, was passiert ist und dazu gehört auch eine Beschreibung des Täters. Klar?“
„Glasklar.“
Mit einer schwungvollen Bewegung leerte sie ihr Glas und gab ihrem Vater ein Zeichen, das seinem Zeigefinger von vorhin verdächtig ähnlich sah, zum nachschenken. Kurz breitete sich Stille aus. Sie versuchte sich an den Typen zu erinnern, aber da war nichts. Nur ein Auge und ein Mund und die Erinnerung an einem stechenden Schmerz im Hals.

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Launing
die Geschichte einer Verwandlung

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