Montag, 21. März 2011

Launing Kapitel 3/2

Nüchtern und klar wurde ihr bewusst, sie hatte richtig gehandelt. Was wäre gewesen, wenn der Typ ihr die Hose ausgezogen hätte um seinen Spaß zu haben. Oder die andere Version, wo sie sich hinknien musste um sein Ding in den Mund zu nehmen.
Es gab Opfer und es gab Kämpfer. So teilte sich die Welt auf. Sie war letzteres. Das war eine Feststellung.
Sie drehte das Wasser aus und trocknete sich ab. Zu dem dumpfen Traumgefühl hatte sich eine sachliche Klarheit gesellt. Eigentlich war ihr danach ihr Zimmer umzugestalten. Trotzdem begab sie sich nach unten zu ihrer Familie.
Früher war alles einfacher. Um genau zu sein war das vor ein paar Jahren. Es war gestern. Mama und Papa erklärten warum etwas war wie es ist und das reichte aus.
„Mama warum hat der Mann dich gerade angeschrien?“
„Weil er ein verdammter Idiot ist Prinzessin!“
Das war klar und deutlich. Idioten machten dumme Sachen. Und wenn einer idiotisch war, dann brauchte es keine weitere Erklärung.
„Ich will nach Hause Papa, wie lange dauert das denn noch?“
„Solange wie es halt braucht.“
Damit war jede Diskussion beendet. Weitere Argumente gab es nicht. Wenn ihre Eltern sagten es war so, dann war es so. Sie erinnerte sich dunkel daran, wie ihr Bruder einen fürchterlichen Wutanfall mitten auf einer Hauptstraße hatte. Darauf befahl ihr Vater ihr auf den Bürgersteig zu gehen, packte den tobenden kleinen Rotschopf am Kragen, schliff ihn auf sicheres Gebiet und wartete bei einer Zigarette darauf, dass sich der Junge wieder beruhigte.
Immer wieder schrie Maxi er würde wieder zurück über die schwer befahrene Straße zum Kaugummiautomaten gehen, worauf ihr Vater nur mit eben jenem Blick erwiderte, der sie bis heute zum Schweigen brachte: „Mach.“
Dann hatte er sich vor ihr hingekniet und sich bei ihr für das Rauchen entschuldigt. Er müsse sich noch eine Strafe für sich selber ausdenken, hatte er gemeint und sie dann gefragt ob sie vielleicht eine Idee hätte.
Das alles war damals vollkommen logisch. Wenn sie heute daran zurück dachte erkannte sie das berechnende Verhalten.
Wenn sie sich jetzt umschaute konnte sie nichts anderes erkennen als eine dünne Haut der Zivilisation die alles überdeckte und jeden Moment zu zerreißen drohte. Das schreiende etwas war plötzlich wieder im Hinterkopf und wollte irgendetwas erlegen oder zerstören.
Heiße Panik kroch ihr den Hals hoch, die sie tapfer herunterschluckte. Das änderte aber nichts daran, dass sie raus aus dem Haus musste.
Sollte sie Roberta anrufen? Sich mit ihr treffen? Sich ausheulen?
Auf keinen Fall. Das wäre schlicht und ergreifend erbärmlich. Sie war doch nicht irgendein Weichei, das nicht mit den eigenen Problemen klarkam. Solche Sachen geschahen doch andauernd. Wer wusste schon wie hoch die Dunkelziffer bei so was war?
Versuchte Vergewaltigung. Der Begriff erschien klar und deutlich in ihren Gedanken. Oder war es doch eher ein tätlicher Angriff? Wahrscheinlich letzteres oder eine Mischung aus beidem. Der Gedanke zur Polizei zu gehen wurde kurz angeschaut und dann wieder liegen gelassen. Es gab da auch so lustige Geschichten, dass man erklären musste warum man sich so angezogen hatte wie an dem betreffenden Abend.
Das änderte nichts an dem Umstand, dass sie sich nicht bei Berta ausheulen würde.
Hunger. Heiß und fordernd war er auf einmal da. Instinktiv trugen sie ihre Füße in die Küche. Dort saß dann auch schon ihre Mutter am Tisch und las versunken in einer Zeitschrift.
„Warum habt ihr mich nicht geweckt?“ lösten sich die Worte klebrig von ihrem Mund.
„Haben wir doch, drei Mal“, lautete die trockene Antwort.
„Wirklich?“
Sie konnte sich beim besten Willen nicht daran erinnern. Mit schweren Schritten näherte sich der Vater des Hauses. Jetzt kam das übliche witzige Aufziehen, was nur für ihn witzig war.

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Launing
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