Dienstag, 15. Februar 2011

Briefe aus der Fremde 04

Komm grad vom Collegemeeting zurück. Das übliche: tragt die Reflektoren sichtbar auf der rechten Seite wenn ihr im Dunkeln auf den Straßen lauft, denkt an die Regeln auf dem Campus – kein Alkohol!, es gibt jetzt Unterricht für Nichtschwimmer, Freitag – 3Uhr und so weiter. Davor Amnesty International Meeting. Sonst ist alles wie immer. Schule heute war OK: Mathe, Norwegisch (geschwänzt), Frei, Welt Literatur, Mittagessen (Fiskekake – glaubt mir davon wollt ihr nichts wissen). Den letzten Block Kunst open end. Musste mein Assignment (Arbeitsauftrag) beenden. Fertigen sie ein Stillleben an.

Grad kam Aurora, meine Zimmergenossin aus Norwegen, rein: „ Sophie! She put me in DROP! It’s my EAC now! I’m so happy, by the way don’t forget to write to Erik ‘bout your PBL!...” Ja genau! Wäre ich grad wieder hier im Red Cross Nordic United World College angekommen, es wäre mir wahrscheinlich genauso unverständlich wie euch. Aber nach 8 Wochen intensivsten Leben im Internat hat man ne Menge gelernt. Leben ist zu kurz um Wörter auszusprechen. Abkürzungen überlebenswichtig. EAC – Das ist ein Extra Academic Commitment. DROP, eine gemeinnütze College-Organisation und PBL steht für Project Based Learning, eine Projektwoche.
Mein Name ist Sophie Scholz. Ich bin 16 Jahre alt, deutsche Durchschnittsbürgerin und seit dem 23.August 2007 Schülerin eines der 12 United World Colleges in der Welt. Genauer gesagt, des Red Cross Nordic UWC in Flekke/Norwegen. UWCs sind ein weltweites Schulprojekt, das seit über 50 Jahren Jugendlicher aus aller Welt zusammenbringt. Wir leben 2 Jahre lang gemeinsam an einem Ort und lernen nach einem international anerkannten Schulprogramm. Unterstützt durch gemeinschaftliche Aktivitäten erhalten wir die Möglichkeit fremde Kulturen zu entdecken und von unseren Mitmenschen lernen.
Lernen tut man hier viel. Man lernt zu Verstehen, vorurteilsfrei auf andere zuzugehen. Anders ist es einfach nicht möglich wenn so viele Kulturen auf einander treffen. Mein College zum Beispiel hat 200 Schüler aus über 90 Nationen + 30 Mitarbeiter und Lehrer aus ebensovielen Ländern. Leben tun wir hier in 5 Häusern mit je 8 Zimmern à 5 Leute. Meine Zimmergenossen kommen aus Uzbekistan, Kanada und 2 aus Norwegen. Wenn man mal von den ganzen „Extra-Roomies“ absieht. Besuche mitten in der Nacht vom venezuelischen Mitschüler sind da nicht selten. Toleranz ist ein großes Thema. Toleranz und Verantwortung. Alles beruht hier auf Vertrauen, demnach kommt auch kein Lehrer kontrollieren ob nach 12 kein Besucher mehr auf deinem Zimmer ist. Schule ist auch gut. Fächer wie Menschenrechte, Philosophie und Theater sind mit die beliebtesten. Und bei Lehrern die einem nicht zu Tode langweilen, was soll man da sagen? Auch Lehrer sind hier Schüler - Sie lernen jeden Tag was neues von uns Schülern, über Kultur, Weltansicht und Leben.
Letzten Samstag hatten wir European Day. Alle europäischen Länder hatten Stände, stellten ihr Land vor. Es gab verschiedenste Aktivitäten: Ungarischer Tanz, Italienische Pasta und Trockenfisch-Wettessen. Abends dann große Show im Gemeinschafshaus.
Jetzt muss ich aber wieder. Hab morgen ..nen Test in Menschenrecht. Und Zeit ist kostbar. Zeit und Schlaf! Wenn sich bei einem von euch Interesse geregt hat, auf meinem Blog gibt es mehr Informationen über das was wir hier machen : www.Sophie-in-Flekke.blogspot.com.
Die UWC-Seite ist auch nicht schwer zu finden: www.UWC.de.
Liebste Grüße von Prince. Der Junge mit dem wohl herrlichsten Namen aus dem ganzen College : Prince Billy Moses aus Ghana. Er kam grad vorbei, ..nen bisschen „socializing“...
Man sieht sich.


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