Über
den Tod als solches wird viel geredet.
Das
Leben und Empfinden danach ist dagegen ein wahrhaftig totes Thema.
Katze
tot?
Kauf
dir eine neue.
Freundin
tot?
Sie
war halt dumm.
Großvater
tot?
Er
war halt alt.
Die
letzte Partie Schach mit ihm hatte ich unterbrochen, weil ich mir
etwas im Fernsehen anschauen wollte.
Was
genau weiß ich gar nicht mehr.
Es
war irgendetwas dämliches, kurzlebiges, etwas ohne Belang.
Zwei
Tage später war er tot.
Und
er war nicht alt. Er war gerade Ende sechzig.
Das
schlechte Gewissen, das ich eine so essentielle Sache für etwas so
nichtiges hab fallen lassen quälte mich Tag auf Tag.
Wie
eiserne Nadeln brannten sich die Erinnerungen in meinen Kopf wie er
mir dieses Spiel beigebracht hatte und wie wir uns seitdem regelmäßig
trafen um gegeneinander zu spielen.
Das
einzige was ich mir übrig blieb, war mich bei meinem Großvater
dafür zu entschuldigen dass ich nicht die letzte Partie Schach mit
ihm zu Ende gespielt habe.
Als
christlicher Mensch war ich davon überzeugt, dass sein Geist mich
weiterhin umgab und begleitete wohin ich auch ging.
Als
Physiker wusste ich, dass Energie nicht verging und der Mensch wurde
von biochemischer Energie angetrieben.
Wenn
ein Mensch starb musste seine Energie irgendwohin gehen und sei es
die Glühbirne.
Die
Aufgabe die sich mir stellte, war, die Energie meines Großvaters zu
kanalisieren.
Ein
altes Kleidungsstück von ihm zu besorgen war ein leichtes.
Sein
Tagebuch zu bekommen war schon schwieriger.
Am
kompliziertesten war es ein Teil seines Körpers zu bekommen.
Es
war ein Glück dass sich meine Großmutter nach dem Willen ihres
Mannes richtete und ihn nicht verbrennen ließ.
Der
Friedhof war nicht gut bewacht.
Die
eigentliche Aufgabe war es das Grab und den Sarg zu öffnen, ein
Stück des Körpers zu bekommen und dann das Grab wieder so zu
hinterlassen, dass niemand Verdacht schöpfte.
Ich
entschied mich für den Kopf.
Mit
diesem ganzen Aufwand, mit dieser ganzen Genauigkeit gab ich mich mit
nichts Geringeren zufrieden.
Die
Maschine die mir meinen letzten Wunsch erfüllen sollte, war eine
einfache Apparatur, die Materie auflöste und in Energie umwandelte,
die dann für eine Projektion genutzt wurde.
An
die vorherigen Experimente mit Ratten, Kaninchen und Hunden möchte
ich mich nicht wirklich erinnern. Es gibt Bilder da ist man dankbar
für das Vergessen.
Die
Erscheinung würde knapp fünf Minuten dauern.
Das
Verfahren lief sowie ich es mir vorgestellt hatte.
Das
Ergebnis war nicht zufriedenstellend.
Er
erschien wie geplant, aber anders als ich mich an ihn erinnerte.
Bleich
und ausdruckslos waberte er ohne wirkliche Konturen vor mir in der
Luft.
Mit
stumpfen Augen starrte er mich an.
Das
einzige was er für mich übrig hatte waren vorwurfsvolle Fragen.
Warum
hast du mich geholt?
Was
soll ich dir erzählen?
Wieso
glaubst du, dass ich dir helfen kann?
Starr
und bleich ließ ich die ganze Szenerie über mich ergehen bis er
schließlich verschwand.
Eine
wirkliche Entscheidung kam mir nicht über die Lippen.
Das
alles war eine mehr als enttäuschende Erfahrung.
Enttäuscht
und verbittert zerstörte ich die Maschine.
Die
Aufzeichnungen über mein ganzes Vorhaben verbrannte ich.
Niemand
sollte meine Erfahrung wiederholen.
Dafür
war sie viel zu niederschmetternd.
Launing
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