Donnerstag, 18. März 2010

Von blutroten Schuhen und anderen britischen Musikern

19.10.2007, Berlin, Berlin! Ba da bum, ba da bäng! Oder so ähnlich muss es angefangen haben, als meine Konzertbegleitung einer kleinen älteren Dame, die eine Jacke fest um die Hüfte geschnürt hat, auf die Füße trat. Was dann kam, nach überbelichteten, sich später als lustig-dämliche Bildchen herausstellenden Fotoattacken, war überwältigend. Zumindest für meine Konzertbegleiter und mich. Die ‚Blood Red Shoes‘ hatten zum Vorbanddasein aufgerufen und wie verrückt angefangen, zu spielen. Aus Großbritannien sind sie glaub ich, ja, Brighton. Also die neue Version von den ‚White Stripes‘ lieferte da vorne ihr Programm ab, wir drei, hellauf begeistert. Aber klar, die waren echt toll. Nur haben das die anderen tausend Menschen in der großen, weiten Columbiahalle nicht wirklich mitbekommen. Laut genug war es doch!? Aber hallo, mir sind fast die Ohren weggeflogen in der dritten Reihe. Spucken und schreien und schlagzeugern kann der Typ da vorne und die Sängerin ist wunderhübsch in ihrem schwarzen Kleid. Stellen wir fest: die Vorband war toll, nur die Halle zu groß.

Warten. Nach einer Stunde in den stickigen Räumlichkeiten am Platz der Lüftbrücke fangen sie doch an. ‚Maximo Park‘ wollen die Massen begeistern, treten mit unheimlich tollen Frisuren auf (z.B. der unglaubliche Keyboarder, ja es sind nicht immer nur die Frontsänger mit Locken und Hut, die zur Begeisterung aufrufen) und fangen an. Welches Lied sie spielen und womit genau sie aufhören, weiß man nicht so recht, weil aufgrund von Schieberei und illegalem Massenpogo der Gehörgang buchstäblich unter die Achselhöhlen anderer Menschen gerät. Schweiß tropft herunter, das weiße T-Shirt wird zur Freude manch männlicher Konzertbesuchskollegen durchsichtig. Die rote Perlenkette ist noch da. Und man sieht aus wie frisch geduscht. So muss das sein.

Eine Nacht später: Man findet sich am Hackeschen Markt wieder. Das Schild des Bang Bang Clubs leuchtet schwarz-gelb und reißt mit: Kommt rein! Aber zackig! Gut, gut, 22 Uhr ist es und man unterhält sich in gepflegtem Schulenglisch mit dem Schlagzeuger von der Vorband des Vorabends, als dieser aus der Toilette herauskommt und ebenso eine Fotoattacke überstehen muss. Garderobengeplänkel, unterschriebene CDs, Buttons und Visitenkarten. Wesentlich intimer die Stimmung im Club, in dem die ‚Blood Red Shoes‘ sich erneut die Ehre geben. Diesmal die erste Reihe und man kann schon die Texte mitsingen. Einfach nur noch schöner. Am Ende des Abends dann noch eingeladen werden und eine Tanzparty au dem Konzert machen – der Schlagzeuger kann sich also auch sonst so gut bewegen und mit einem alkoholischen Getränk in der Hand lächeln.

Tipp: ‚I’ll be your eyes‘ (EP von den Blood Red Shoes) Sorry für den Kommerz, aber die sind echt toll.

Martina Krafczyk



DA HÄNG KLOTZ
die ersten anderthalb Jahre
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